Susanne Bürner A House of One’s Own — Me and My Neighbours
HD-Video, 28:00 min., 2013
Das Haus (ul. Katowicka 9, Warszawa)
Das Haus ähnelt dem Doppelhaus von Le Corbusier und Pierre Jeanneret in der Weißenhofsiedlung Stuttgart von 1927, das Josef Szanajca kurz nach der Entstehung besichtigt hatte, und folgt ebenso Le Corbusiers 5 Punkten zu einer neuen Architektur. Das Haus ist in drei Segmente unterteilt. Es befindet sich im Stadtteil Saska Kępa, auf der östlichen Seite der Weichsel, der erstmals Ende der 1920er von Warschaus Künstlern und Intellektuellen besiedelt wurde. Junge Architekten entwarfen für sie dort avantgardistische Villen. Aufgrund seiner Lage blieb das Viertel während des Zweiten Weltkriegs weitgehend unversehrt und zählt somit mittlerweile zu den ältesten Bebauungen Warschaus. Das Haus wurde 1929 von Bohdan Lachert, welcher es bis zu seinem Tod bewohnte, und Josef Szanajca fertig gestellt. Im Teil des Hauses, in dem der Film spielt, ist die Holländische Gesellschaft untergebracht, die anderen beiden Segmente sind Privatwohnungen.
Die Architekten: Bohdan Lachert (1900-1987) und Josef Szanajca (1902-1939)
Lachert und Szanajca lernten sich während ihres Architekturstudiums an der Technischen Universität in Warschau kennen. Nach ihrem Abschluss 1926, arbeiteten sie gemeinsam über einen Zeitraum von siebzehn Jahren, bis zum frühen Tod Szanajcas, an fast einhundertfünfzig Projekten, von denen vierzig abgeschlossen wurden. Beide waren zusammen mit den Architekten Helena und Szymon Syrkus, Barbara und Stanisław Brukalscy, den Künstlern Władysław Strzemiński, Katarzyna Kobro u.a. Mitbegründer der Avantgarde-Gruppe Praesens (1926-1929), die zwei Ausgaben des gleichnamigen Magazins herausgab. Das Bestreben der Gruppe war die Gestaltung der Gesellschaft durch die bewusste Schaffung von architektonischen Formen.
Die Systemische Aufstellung
Die Technik der Systemischen Aufstellung, Familienaufstellung oder auch Psychodrama genannt, wurde von verschiedenen Psychotherapeuten entwickelt, maßgeblich von Bert Hellinger. Das Familienstellen gründet auf der Vermutung, dass innerlich-grundlegende Beziehungen auch innerlich-räumlich abgespeichert wirken. Bei einer Aufstellung repräsentiert eine Gruppe von Menschen in einem Raum den interpersonellen Konflikt einer weiteren Person, die die eigene Situation von aussen betrachtet. Es entwickeln sich Dynamiken zwischen den verschiedenen darstellenden Personen des Systems, die der zusehenden Person eine neue Perspektive auf den eigenen Konflikt geben soll. In A House of One’s Own — Me and My Neighbours dient die unter professioneller Anleitung geführte Aufstellung dazu, die Dynamiken zwischen dem Haus in der ul. Katowicka 9 und einigen der Nachbarhäusern aufzuzeigen.