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15. Dezember 2022 — 22. Januar 2023

5 Jahre SCHARAUN

Susanne Bürner

Hans Scharoun

Zum 5jährigen Jubiläum lädt SCHARAUN zu einer Doppelausstellung ein.

Gezeigt wird Susanne Bürners Video A House of One’s Own von 2013, in dem sie die Architektur von Bohdan Lachert und Josef Szanajca in Warschau aus dem Jahr 1929 in einer Systemischen Konstellation mit den Nachbargebäuden in Dialog bringt.
Zusammen mit Hans Scharouns Weihnachtskarten von 1940 bis 47 – die an seinen damaligen Assistenten Chen Kuen Lee adressiert waren – ergibt sich ein generationenübergreifender, architektonischer Dialog. Die Weihnachtskarten wurden erstmals zur Eröffnung von Scharaun im Dezember 2017 gezeigt.

Ausstellungseröffnung: Donnerstag, 15.12.2022 von 18h bis Open End - FEIERT MIT UNS!


Am Sonntag, 22.01.2023 um 15h: Buchvorstellung und Gespräch mit Eva-Maria Barkhofen „Hans Scharoun - Architektur auf Papier - Visionen aus vier Jahrzenten (1909 - 1945)”

Öffnungszeiten nach Vereinbarung unter info@scharaun.de

SCHARAUN
Jungfernheideweg 4
13629 Berlin
U-Bahn U7 Siemensdamm
www.scharaun.de

Ansichten Weihnachtskarten von Hans Scharoun (1940-47) Fotos: sub

HANS SCHAROUN
Weihnachtskarten (1940 – 1947)

Die bisher wenig bekannten Karikaturen Hans Scharouns sind nach der Eröffnungsausstellung von Scharaun im Dezember 2007 zum 5 jährigen Jubiläum noch einmal öffentlich zu sehen. Die Originalzeichnungen verpackt als Weihnachts- oder Grußkarten waren meist an Familienangehörige und Freunde gerichtet. In der Ausstellung wird am Beispiel der aussergewöhnlichen Korrespondenz mit seinem langjährigen Assistenten und Mitarbeiter Chen Kuen Lee (die bis in die späten 60er Jahre reichte), die besondere Kontinuität dieses Freundschafts-/Arbeitsverhältnisses zwischen Scharoun und Lee nachvollziehbar. Viele der erhalten gebliebenen Blätter zielten mit ihren humoresken Gedichten direkt auf die Wirren der Kriegsjahre ab – und machen deutlich wie sich diesen auch künstlerisch Paroli bieten ließ.

Hans Scharoun lebte zu dieser Zeit selbst mit seiner Frau Aenne in einer Wohnung in der von ihm entworfenen und 1930 fertiggestellten Wohnanlage am Jungfernheideweg 4. Weil die Auftragslage für Scharouns Architekturbüro zu Kriegszeiten schlecht war, er konnte noch zwei Einfamilienhäuser realisieren und diverse An und Umbauten ausführen, beteiligte er sich an dem von Hugo Häring und Chen Kuen Lee im Jahr 1941 gegründeten Chinesischen Werkbund dessen Arbeitsgemeinschaft sich im Jahr 1943 auflöste. In diesem Zeitraum entstanden auch Hunderte Blätter mit utopischen Architektur Zeichnungen, in denen Scharoun sich eine neue Weltordnung und Befreiung der Architektur aus den Zwängen des Regimes zeichnerisch zurechtlegte.


Über Chen Kuen Lee (*1915 in Wuxing, China, † 2003 in Berlin)
Der chinesische Architekt Chen Kuen Lee kam im Jahr 1930 im Alter von 16 Jahren von Schanghai nach Berlin um nach einem Mauererpraktikum in Berlin zunächst in Braunschweig Architektur zu studieren um dann im Jahr 1937 an der Technischen Hochschule Berlin sein Diplom abzuschliessen. Lee war von 1937 bis 1943 als persönlicher Assistent in dem Architekturbüro von Hans Scharoun angestellt dessen Büro sich zu der Zeit in seiner Wohnung in der Großsiedlung Siemensstadt am Jungfernheideweg 4 befand

Susanne Bürner "A House of Ones Own - Me and My Neighbors" 2013 Fotos: sub

Susanne Bürner A House of One’s Own — Me and My Neighbours
HD-Video, 28:00 min., 2013

Das Haus (ul. Katowicka 9, Warszawa)
Das Haus ähnelt dem Doppelhaus von Le Corbusier und Pierre Jeanneret in der Weißenhofsiedlung Stuttgart von 1927, das Josef Szanajca kurz nach der Entstehung besichtigt hatte, und folgt ebenso Le Corbusiers 5 Punkten zu einer neuen Architektur. Das Haus ist in drei Segmente unterteilt. Es befindet sich im Stadtteil Saska Kępa, auf der östlichen Seite der Weichsel, der erstmals Ende der 1920er von Warschaus Künstlern und Intellektuellen besiedelt wurde. Junge Architekten entwarfen für sie dort avantgardistische Villen. Aufgrund seiner Lage blieb das Viertel während des Zweiten Weltkriegs weitgehend unversehrt und zählt somit mittlerweile zu den ältesten Bebauungen Warschaus. Das Haus wurde 1929 von Bohdan Lachert, welcher es bis zu seinem Tod bewohnte, und Josef Szanajca fertig gestellt. Im Teil des Hauses, in dem der Film spielt, ist die Holländische Gesellschaft untergebracht, die anderen beiden Segmente sind Privatwohnungen.

Die Architekten: Bohdan Lachert (1900-1987) und Josef Szanajca (1902-1939)
Lachert und Szanajca lernten sich während ihres Architekturstudiums an der Technischen Universität in Warschau kennen. Nach ihrem Abschluss 1926, arbeiteten sie gemeinsam über einen Zeitraum von siebzehn Jahren, bis zum frühen Tod Szanajcas, an fast einhundertfünfzig Projekten, von denen vierzig abgeschlossen wurden. Beide waren zusammen mit den Architekten Helena und Szymon Syrkus, Barbara und Stanisław Brukalscy, den Künstlern Władysław Strzemiński, Katarzyna Kobro u.a. Mitbegründer der Avantgarde-Gruppe Praesens (1926-1929), die zwei Ausgaben des gleichnamigen Magazins herausgab. Das Bestreben der Gruppe war die Gestaltung der Gesellschaft durch die bewusste Schaffung von architektonischen Formen.

Die Systemische Aufstellung
Die Technik der Systemischen Aufstellung, Familienaufstellung oder auch Psychodrama genannt, wurde von verschiedenen Psychotherapeuten entwickelt, maßgeblich von Bert Hellinger. Das Familienstellen gründet auf der Vermutung, dass innerlich-grundlegende Beziehungen auch innerlich-räumlich abgespeichert wirken. Bei einer Aufstellung repräsentiert eine Gruppe von Menschen in einem Raum den interpersonellen Konflikt einer weiteren Person, die die eigene Situation von aussen betrachtet. Es entwickeln sich Dynamiken zwischen den verschiedenen darstellenden Personen des Systems, die der zusehenden Person eine neue Perspektive auf den eigenen Konflikt geben soll. In A House of One’s Own — Me and My Neighbours dient die unter professioneller Anleitung geführte Aufstellung dazu, die Dynamiken zwischen dem Haus in der ul. Katowicka 9 und einigen der Nachbarhäusern aufzuzeigen.